Umgang mit Kindern mit AD(H)S oder Asperger Diagnostik

Seitdem das Thema AD(H)S in den 90er Jahren in Deutschland bekannt wurde, wird es leider häufig als "Modekrankheit" oder Folge falscher Erziehung bezeichnet. Doch nach diversen medizinischen Studien ist belegt, dass der Erkrankung auch neurobiologische Ursachen zugrunde liegen. Zudem ergeben Schätzungen, dass bis zu 7 % der Kinder und Jugendlichen davon betroffen sind und es somit mehr als eine Modeerscheinung" ist.

Doch was ist AD(H)S überhaupt? ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, welche sich meist durch eine schwache Konzentration in Kombination mit hyperaktivem Verhalten äußert.
ADS ist hingegen die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-Störung, welche sich ebenfalls in einer schwachen Konzentration, jedoch ohne hyperaktivem Verhalten äußert. In diesem Fall, welcher Mädchen häufiger betrifft als Jungen, träumen die Kinder oft weg und beschäftigen sich innerlich mit anderen Angelegenheiten. 

Doch was sind die Ursachen? Durch eine Störung der Signalübertragung in bestimmten Nervenbahnen können die Botenstoffe das Signal nicht korrekt übertragen, was eine Reizüberflutung zur Folge hat. Diese Neurobiologischen Ursachen werden jedoch durch äußere Faktoren wie Erziehung, Beziehungen zu Familie und Freunden, Unregelmäßigkeit im Alltag oder maßgeblichen Lebensereignisse verstärkt werden. 

Häufig kommen die zuvor genannten Symptomatiken auch in der Schule zum Tragen. So äußert sich dies neben einer kurzweiligen Konzentration auch in einer geringen Frustrationstoleranz, Unruhe, visuelle und auditiver Wahrnehmensstörung und Vergesslichkeit. 

Wie kann dem also als Schule entgegenwirken?

Unterricht in kleinen Klassen

Die durchschnittliche Klassenstärke beträgt ca. 12 Schüler. Das ermöglicht es den Lehrern, besser auf jeden einzelnen Schüler einzugehen und speziell den Kindern und -Jugendlichen, die gerne „abdriften“, in den Unterricht mit einzubeziehen. Die kleine Lerngruppen-Größe ist eine unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Beschulung von ADHS- und ASS-Kindern, weil nur dann der Lehrer die Möglichkeit hat, sich auf jedes einzelne Kind in der Klasse zu konzentrieren und individuell zu fördern und fordern.

Gezielte Aufarbeitung von Lernrückständen

Jeder Schüler, der einen Test mit 4 oder schlechter schreibt, muss in einen fachspezifischen Förderunterricht. Damit kommt es gar nicht erst vor, dass ein Schüler den „Anschluss verliert“, was gerade bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS und/oder ASS häufig einen Teufelskreis einleitet: Der Leistungsrückstand führt zu einem verminderten Selbstwertgefühl („Ich bin ein Versager“), das wiederum löst eine Verweigerungshaltung am Unterricht aus („Ich kann das sowieso nicht“) usw. Durch den schnell und direkt wirkenden Förderunterricht am Nachmittag wird diese Situation von vornherein vermieden.

Klare Strukturen

Aufmerksamkeitsschwache oder wahrnehmungsgestörte Kinder benötigen einen sehr strukturierten Unterricht, den sie "wie auf Schienen" bewältigen können. Für viele ist die direkte Aufmerksamkeitsablenkung der einzige Weg, über 45 Minuten bei der Sache bleiben zu können. Betroffene Kinder tun nur das, was angekündigt, eingefordert und hinterher kontrolliert wurde. Für Kinder mit ASS ist es enorm wichtig, dass ihnen Veränderungen vorzeitig mitgeteilt werden, damit sie sich darauf einstellen können. Des Weiteren versuchen wir Veränderungen zu vermeiden. Je strukturierter der Unterricht, desto besser für die Kinder.

Diese Struktur erstreckt sich an der HEBO-Privatschule über den gesamten Tag. Dazu gehört das Abfragen von gelernten Wörtern, das Anhalten zu den Hausaufgaben, eine direkte Hausaufgabenkontrolle. Gerade Kinder mit diesen Störungen haben große Schwierigkeiten damit, eigenständig Hausaufgaben anzufertigen. Durch die Einbeziehung der Hausaufgaben in die Tagesstruktur der Schule wird den Kindern Hilfestellung gegeben, und ihre schulischen Leistungen verbessern sich damit langfristig und sie erlernen bestimmte Handlungsabläufe.

Eingehen der Lehrkräfte auf jeden Schüler

Der Schüler muss merken, dass er mit seinen Problemen dem Lehrer nicht gleichgültig ist, dass der Lehrer bereit ist, sich für ihn zu engagieren. Betroffene Kinder reagieren extrem sensibel auf die sogenannte "Personenvariable“, sie können den gegenüber nicht immer einschätzen, dehalb ist es wichtig, dass die Lehrer den Schülern deutlich suggerieren, dass die Kinder vollkommen akzeptiert werden.
Die Lehrer der HEBO-Privatschule zeigen sich in ihrem Verhältnis zum ADHS- und ASS-Kind "liebevoll stur", damit das Kind in der Lage ist, sich an eine feste Struktur zu gewöhnen, um so aus seinem eigenen Chaos oder Unvermögen herauszukommen. Sachlichkeit auf der Basis der freundlichen Angenommenheit mit Gleichförmigkeit eines festen Rahmens ohne Überforderung und Aufzeigen von Lösungsmöglichkeiten statt Schuldzuweisungen, ist der Weg, der mit Erfolg seit vielen Jahren beschritten wird.

Berücksichtigung typischer Diagnostiken

Viele Kinder haben häufig Probleme mit dem Dosieren grober Kraft, speziell im graphomotorischen Umsetzungsbereich. Sie haben bei schnellem Schreiben und hoher Schreibbelastung ein schlechtes Schriftbild. Die Kinder brauchen sehr viel Kraft für den reinen Schreibprozess und haben dann keine Fähigkeit mehr, sich auch noch gleichzeitig um die Orthographie zu bemühen. Entsprechend machen sie viele Fehler.

ADHS- und ASS-Kinder schreiben häufig kurze Aufsätze, nicht etwa, weil ihnen nichts mehr einfällt, sondern weil ihnen der Schreibprozess so schwer fällt. Unsere Lehrer wissen das: mündliche Beiträge dieser Schüler sind oft "verblüffend" gut und hilfreich - die schriftliche Umsetzung ist jedoch desolat. Deshalb wird bei der Notengebung an der HEBO-Privatschule die mündliche Leistung entsprechend hoch bewertet.

Verstärken statt Kritisieren

Die betroffenen Kinder haben sehr unter ihren eigenen Stimmungs- und Leistungsschwankungen zu leiden, und wissen, dass mit ihnen "etwas nicht stimmt". Es bringt überhaupt nichts, das Kind immer wieder auf seine Defizite hinzuweisen, wichtig ist die Verstärkung der Anstrengungsbereitschaft und nicht nur des Handlungsergebnisses.
Gestaltauffassung und Gestaltwiedergabe sind bei ADHS-und ASS-Kindern durch den oberflächlich abtastend oder oft verschobenem Wahrnehmungsstil häufig nicht altersgemäß entwickelt. Das hat auch Auswirkungen z.B. auf die Strukturierung des Arbeitsplatzes, das Wiedererkennen und Finden von Gegenständen, die in unmittelbarer Nähe liegen. Oft sind die für den Schulalltag notwendigen Bücher und Hefte unvollständig eingepackt, oder aber die Kinder tragen alles mit sich herum, was überhaupt in der Schule benötigt wird. Ein Nicht-Finden-Können heißt nicht, dass etwas nicht da ist. Unsere Lehrer kennen diese Problematik und reagieren adäquat darauf: Nicht mit Strafen, sondern mit der Ansprache des Kindes und der Hilfestellung, wie die Situation verbessert werden könnte.

 

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